Es ist Abend. Die Zeit bis dahin war geprägt von einem gemeinsamen Beisammensein, ohne das wirkliche Nähe entstanden wäre. Leere stand im Raum und die Ruhe biss sich durch bis ins Herz. Diese LEISE konnte man nicht genießen.
Ein Glas stand auf dem Tisch und war andererseits immer in Bewegung.
Mit fortgeschrittener Stunde veränderte sich nicht nur das Licht. Die Teelichter ließen an Kraft nach, beim Leuchten. So, als wenn sie die folgenden Veränderungen nicht sehen wollten. Eine zittrige Ruhe begleitete das Sterben der Flamme. Das dämmrige Licht konnte nicht darüber hinwegtäuschen, wie schwer sie sich tat, ihre Zigarette anzuzünden.
Die sonst so zärtlichen Hände zitterten und man konnte es spüren, wie schwer es war und wie sehr sie sich doch bemühte, diese anzuzünden. Alle Bewegungsabläufe begannen voller Tatendrang, um schließlich im Zeitlupentempo eine gewissen Unkontrolliertheit darzustellen.
Sie veränderte sich. Ein Mensch, den man so liebte, saß wie ein kleines Baby da. Hilflos und schwankend ging sie in Richtung Wc. Dinge, die schon immer an der gleichen Stelle standen, behinderten auf einmal und wie ein Wunder wackelten sie…..scheinbar.
Zynisch, bösartig und verletzend wurden ihre Worte.
Schuld musste und sollte zugewiesen werden. Das eigene Versagen, die Angst sich einzugestehen, dass man nicht perfekt sein kann, dass Schwäche eigentlich Stärke sein konnte, wurde und konnte nicht akzeptiert werden.
So wie man zum Grünen Veltiner greift, um ihn zu benutzen, so benutzte sie die Anderen. Mit IHM konnte sie ihren Egoismus befriedigen und musste niemanden Rechenschaft ablegen. Nach außen hin hilfsbereit und für ein Jeden da, so leer war sie und ihre Seele, wie die Flasche nach einer Stunde.
Es schmerzt so sehr, weil man dem Menschen so gern helfen möchte. Unsere Liebe sollte die Kraft geben, um den Zustand der Verzweiflung, der Sucht und der inneren Selbstbemitleidung zu überwinden.
Damit sind aber wieder Probleme da, denen man sich stellen müsste. Einfacher ist, den Menschen, wie eine leere Flasche ordnungsgemäß und sauber zu entsorgen. Vielleicht sollte man ihn so weit bringen, dass er in Selbstzweifel gestürzt, das Handtuch wirft. So kann sie die neue und alte Freiheit genießen, ist an nichts dran schuld und ihr Freund der Veltiner wird sie bestärken…in allem was sie tut.
Man ist nie süchtig, warum auch. Tage an denen man nicht dem GRÜNEN erliegt, sind Tage, an denen man nicht lieben kann….an denen Nähe zur Beklemmung fühlt und die Liebe anderer Menschen einem zum Hass bzw. zum aggressiven Kotzen bringt.
Einige Zeit später wird ihr sonst so schönes und süßes Lächeln zum hämischen Grinsen. Ein verzerrter Mundwinkel veränderte ihr Gesicht. Den Mund, den man sonst immer und immer wieder Küssen wollte, zeigt eine Fratze. Grüner Veltiner wird menschlich und bekommt ein Gesicht.
Und trotzdem, man liebt diesen Menschen und möchte ihn nicht aufgeben. Warum ist dies so?
Ich habe diese Frage selbst gestellt bekommen und konnte keine Antwort geben. Mir kam diese Geschichte, das Erzählte und die tiefen Empfindungen darin….sehr bekannt vor. Alkohol verändert den Menschen, der Psyche und Seele….das ist nix Neues.
Nur leider eben so schnell, so radikal, so ohne Vorwarnung, heimlich, still und leise schleicht er sich ein.
Es kann so schön sein, eine Grünen Veltiner gespritzt oder pur zu schlürfen. Dabei mit geliebten Menschen, Freunden oder einfach nur netten Bekannten in Erinnerung schwelgen, Fantasien gemeinsam Träumen, Luftschlösser bauen oder über das Leben sinnieren.
Damit genießte man den Augenblick, den Wein und die Nähe.
Ende meines Statements.