Es ist so schwer, seine eigenen Empfindungen beim Malen zu beschreiben.
Sicher habe ich schon 5 Versuche gestartet und es immer wieder verworfen.
See der verlorenen Seelen ist und sollte eine reines und ehrliches Protestbild werden.
An dem Abend, als ich es begann, marschierten gerade amerikanische Soldaten im Irak ein.
Ich saß damals da und mir wurde Angst.
Ich weiss es noch wie gestern… mir schnürte es die Kehle zu. Mein Herz hörte ich zwar schlagen, aber es war eingeschnürt und das Gefühl, welches ich verspürte, war so, als wenn mir jemand ein Mieder anziehen wollte. Es wurde enger und enger, die Luft knapper und knapper, der Rachen war so staubtrocken, dass selbst das Schlucken zum Problem wurde.
Keine Ahnung, ob ich einfach nur zu sensibel bin und war.
Tausende Gedanken schossen mir durch den Kopf und der erste war: Warum immer gleich Waffen, Totschlag, Krieg und Mord? Wieso gibt es keine anderen Ansätze? Warum sind wir nur mit brutalen Mitteln im Stande, Probleme zu lösen?
Es sind immer die Schwächsten in unserer Humankette….die Kinder und Frauen, welche sterben und leiden.
Nach mehr als 2000 Jahren Menschheitsgeschichte und ca. 200 kriegerische Auseinandersetzungen in den letzten 60 Jahren müssten wir doch gelernt haben, dass dies nie eine Lösung sein kann.
Mein Bild stimmt mich selbst heute noch wirklich traurig, auch wenn es die schönsten Farben der Welt in sich trägt.
Wie konnte ich den Protest, mein menschliches Empfinden, meine schreiende Seele, mein schmerzendes Herz die Plattform geben, wie konnte ich es so auf Leinwand bringen, dass Jede und Jeder versteht, was mich bewegt, mir durch den Kopf geht und mir soooo sehr weh tut?!
Eine schwangere Frau ohne Arme und Beine, ein fehlender Kopf war für mich die einzige Möglichkeit darzustellen, was wir unseren Kinder antun, wie wir sie leiden lassen und ihnen die Kindheit rauben.
Es sollte zeigen, sehr drastisch sicherlich, dass wenn wir so weitermachen, es keine Kinder mehr geben wird, die uns durch ihr Lachen so viel Freude machen, die uns Glück und Zufriedenheit schenken, denen wir Vorbild sein können.
Ein kopfloser, vom Himmel herabsteigender Engel steht für die Jugend, welche durch illegale und legale Drogen verdorben wird und in die miese, schleichende und zerstörende Abhängigkeit führt.
Auch dafür tragen wir mit die Verantwortung….als Eltern, Gesellschaft und Menschen.
Es gab und gibt die passenden Bilder- Fotos dazu, die einfach alles aussagen.
Beim Torso ist es ein Bild, welches um die Welt ging.
Ein in Bildmitte befindlicher Weg, der ein sommerlich, gelbes Getreidefeld teilt. Auf diesem Weg laufenden verängstigte und ausgehungerte Kinder (vietnamesische) auf den Bildbetrachter zu. Sie schreien, dies kann man fühlen und hinter ihnen sieht man die amerikanischen Bomber Napalmbombe schmeissen.
Herabsteigender Engel ohne Kopf… das Foto, welches dazu gehört zeigt ein Mädchen, etwa 14 Jahre alt. Sehr hübsch, mit lockigen, blondem Haar… engelsgleich, auf einem Balkon hocken. Sie weint und die herunterrinnenden Tränen lassen uns fühlen, was in ihr vorgeht. Die Heroinspritze steckt noch in ihrem Arm.
Eine sich selbst befriedigende Frau lässt mich die Vereinsamung der Menschen spüren. Als ich dies malte war ich nicht allein, aber ich habe in meinem Umfeld miterleben müssen, wie sehr jeder mit sich selbst beschäftigt ist, wie ältere Menschen, aus Zeitmangel, auf das Abstellgleis geschoben werden. Sich niemand mehr wirklich für den anderen interessiert und es „geiler“ ist, in Soaps und Nachmittagshows mitzuerleben, wie Menschen an Problemen zerbrechen und dies in die TV Welt herausschleudern. Einfach nur pervers.
Der abgehackte Engelsflügel war das Symbol für unsere Rückentwicklung im Menschsein.
Selbst wenn wir einen lieben und einfühlsamen Menschen kennenlernen, betrachten wir ihn mit Vorurteilen, lachen ihn aus und schicken ihn in die Wüste, weil er anders ist, als die breite Masse.
Unser Humanismus, auf den wir sooo stolz sind, lässt uns schleichend in einen homogenen, liberalen Gleichismus übergehen.
Die meisten Menschen, die dies bemerken, fügen sich. Ihre Rechtfertigung: Was können wir schon tun und des ist die schnelllebige Zeit, wie auch Gesellschaft, die wirtschaftlichen Zwänge und Strukturen.
Das kann und darf nicht die Zukunft sein, denn wir sind die Menschen, die Macher… also können wir dies auch ändern.
Der rechts befindliche, dunkle Fleck ist die Zwietracht, der Zweifel und die zerbrochene Hoffnung, welche unser Treiben beobachtet. Argwöhnisch und bei genauerem Hinsehen kann man erkennen, dass sie oder er…. Lächelt. Nicht schadenfroh, sondern glücklich.
Es gäbe noch viel mehr zu diesem Bild zu schreiben, aber dann würde es wahrscheinlich keiner mehr lesen wollen.